Trip zum Fels in der Wüste
Australien ist ein Kontinent und ein Staat zugleich – und als beides für Europäer schwer zu verstehen. Denn die gigantische Insel unterteilt sich in verschiedene Klimazonen: von tropischen und subtropischen Regionen im Norden und Osten bis zu den gemäßigten Gebieten im Süden. Und dazwischen liegt viel, viel Steppe und noch mehr Wüste. Mehr als 90 Prozent der 21,5 Millionen Einwohner Australiens leben in Städten, von denen die größten mit der Ausnahme von Perth an den südwestlichen Küsten des Erdteils liegen. Umso weiter man sich von den Küsten entfernt, desto unwirtlicher wird es. Die unendlichen Weiten des „Outback“ machen etwa Dreiviertel der Fläche Australiens aus. In diesen Landstrichen begegnet man kaum einer Menschenseele, bis auf gelegentliche kleine Städtchen ist das australische Hinterland nahezu unbesiedelt. Gäbe es nicht den heiligen Berg der Aborigines, den Uluru (englisch: Ayers Rock), mitten im Nirgendwo, kaum ein Sprachreisender würde sich wohl ins Herz der australischen Wüste verirren. Der spektakuläre Inselberg aber ist ein entscheidender Grund, warum die meisten Australien-Besucher den Trip ins Outback wagen.
Putzige Beuteltiere, giftige Gefahren
Eine andere Motivation, die Küstenregionen zu verlassen, ist der besondere Naturreichtum, der im Hinterland in zahlreichen Nationalparks und anderen Schutzgebieten zu bestaunen ist. Keine Sprachreise nach Australien wäre komplett, wenn man nicht irgendwo einem freihüpfenden Känguru begegnet wäre. Auch Koalas und Wombats zählen zu den Stars der Beuteltiere, die Touristenherzen schneller schlagen und Kameras klicken lassen. Es gibt allerdings, insbesondere in den tropischen Regionen im Norden, auch eine ganze Reihe unangenehmer Lebewesen: Giftige Schlangen und Spinnen, denen man besser aus dem Weg geht. Am wahrscheinlichsten aber ist es, dass man auf Touren ins Outback auf Kamele trifft. Einst von den britischen Kolonialherren als Lasttiere ins Land gebracht und dann mit dem Aufkommen der Eisenbahn in die Freiheit entlassen, haben sich die Tiere wegen fehlender natürlicher Feinde zu einer echten Plage entwickelt, auf die seit 2009 mit einer groß angelegten Abschussaktion reagiert wurde.
Der Versuch, Unrecht aufzuarbeiten
Anders als in Neuseeland ist der versöhnende Umgang mit der Kultur und den rechtlichen Ansprüchen der indigenen Volksstämme Australiens bis heute ein sehr schwieriges Thema. Zwischen 1900 und 1972 wurden 35.000 Aborigine-Kinder zwangsweise aus ihren Familien entfernt und in Heime gebracht, bzw. von weißen Familien adoptiert. Erst Mitte der 1990er Jahre kam es zu einer unabhängigen Untersuchung dieser Kinderverschleppungen. In dessen Folge wird seit 1997 der „National Sorry Day“ begangen, der für das Bemühen steht, das an den Aborigines begangene Unrecht aufzuarbeiten. Die Lebenssituation der indigenen Bevölkerung unterscheidet sich, etwa bei den Themen Arbeitslosigkeit oder Gesundheit, bis heute stark von den übrigen Australiern – eine Tatsache, in der viel Diskussionsstoff bei einer Sprachreise liegt.